Montag 17. April 2017, 13:45 Uhr
Wir sitzen im Wartebereich unseres Spediteurs am Hafen in Baltimore. Heinz Mueller, der Guide den wir beauftragt haben Muggl für uns abzuholen hat sich mit Papieren und Schlüssel auf den Weg
gemacht. Ein bisschen aufgeregt sind wir schon, klappt alles? Kommt er durch den Zoll? Stimmen die Papiere? Gibt es was zu beanstanden? Haben wir irgendwas dabei was wir nicht dabei haben dürfen
und dies nicht wussten? Springt er an? Fragen über Fragen...
Abwarten und amerikanischen Filterkaffee trinken, fünfmal aufs Klo gehen bis endlich das Telefon klingelt. Er ist da! Wir können es kaum erwarten und der Weg zum Parkplatz kommt uns ewig
vor. Da steht er nun in seiner vollen Pracht, so wie wir ihn vor vier Wochen in Hamburg abgegeben haben, Türen und klappen sind versiegelt und wir entdecken nur zwei, drei kleine Schrammen
die neu ausschauen. Was bei Muggl aber keine grosse Rolle spielt denn er ist ja nicht mehr der Jüngste.
Wir machen ihn startklar, verstauen unser Gepäck und fahren mit den letzten Tropfen im Tank erstmal zur nächsten Tanikstelle. Für die Überfahrt musste der Tank ja ziemlich leer sein. Am nächsten
Tag ist einräumen angesagt, alles was mit Muggl gekommen ist hatten wir Seesicher in Schachteln verstaut damit da nix umher fliegt. Ich kann euch sagen das ist schlimmer als umziehen denn es muss
alles verstaut werden und zwar so dass das was man am häufigsten braucht gut Zugänglich ist und da der Platz ja begrenzt ist muss alles wie ein riesiges Puzzle ineinander passen. Wenn man umzieht
hat man ja meistens noch Wochen danach ein bis zwei (oder sogar mehr) Kartons rumstehen mit dem Zeug wo man noch nicht weiss wohin, das geht hier nicht! Eineinhalb Tage spielen wir Tetris bis
auch das letze Kleinteil irgendwo seinen Platz gefunden hat, umgeräumt wird in den ersten Tagen trotzdem noch bis wir raushaben was wo am praktischsten ist. Das hatten wir komplett
unterschätzt!
Das einzige was und jetzt noch von einem entspannten Road Trip abhält ist der pfeifende Keilriemen. Muggl hatte beim letzten Check vor Abreise einen neuen bekommen, der hat am Anfang ein bisschen
gepfiffen, dann aber aufgehört. Jetzt pfeift er fröhlich weiter was vor allem in den kleinen Ortschaften durch die wir fahren ziemlich peinlich ist und wir fallen farblich ja schon so
auf. Wir beschliessen uns die kleinste Autowerkstatt am Strassenrand (und davon gibt es viele) zu suchen und lassen den Keilriemen nach spannen. Zuerst einmal stehen wir erstaunten
Gesichtern gegenüber, was ist denn das? Sowas haben wir ja noch nie gesehen. Einer zückt gleich Stift und Zettel, notiert sich Modell und Typ und googelt erstmal. Amerikaner googeln
einfach alles, oder schauen sich YouTube Videos an. Die Jungs kriegen das aber trotzdem recht schnell hin und meinen so einen sehen sie wohl nicht nochmal.
Wir fahren weiter und freuen uns dass wir endlich nicht mehr die lautesten auf den Strasse sind. Es geht weiter nach Norden und da wir ja meistens Landstrassen fahren kommen wir an
Bauernhöfen und Pferdekutschen der Amish vorbei, nehmen spontan an einem Hot Rod/vintage car treffen teil und besuchen Farmersmärkte der Mormonen. So arbeiten wir uns ziemlich schnell
nach Kanada hoch denn der Osten der USA ist nicht sehr camperfreundlich, Campingplätze sind selten und wenn man einen findet hat der entweder noch nicht offen oder ist wahnsinnig teuer. Free
camping zu finden ist schwer, ausserdem müssen wir das erst noch rauskriegen wo man darf und wo nicht und wie man solche Plätze findet. Man sagt uns, dass das im Westen viel besser wird, es gibt
dort mehr State Forests und National Forests wo man kostenlos campen darf und ausser dem BLM Land, das heisst öffentliches Land das jedem gehört und jeder nutzen darf. Wir hoffen….. So
übernachten wir bis wir den Westen denn endlich erreichen, was ja noch ne weile dauert, auf Parkplätzen von Supermärkten, Restaurants, Tankstellen, Truckstops und wenn es denn doch mal sein muss
auch auf einem Campingplatz. Oder bei Marc im Gästezimmer und das ging so: wir fahren durch Pennsylvania als wir es verpassen abzubiegen und umdrehen müssen. Beim umdrehen sehen wir einen kleinen
Park, daneben ein Diner, weil das so nett aussieht geh ich rein und frage ob wir in diesem Park übernachten dürften. Linda die Besitzerin des Diner meinte im Park wäre das schlecht weil da abends
der Sheriff immer noch seine runden dreht, der könnte uns weg schicken aber wir wären auf ihrem Parkplatz herzlich willkommen.
Gut, so machen wir das. Wir gehen noch eine kleine runde im Park spazieren und essen dort im Diner dann eine Kleinigkeit. Linda fragt uns was wir machen und wo wir herkommen. Als wir sagen dass
wir reisen und aus Deutschland kommen ist sie ganz begeistert, sie muss jetzt sofort ihren Schwager anrufen, seine Verlobte arbeitet bis Juli noch in Deutschland, dann wird sie
pensioniert. 10 Minuten später ist Marc da, wir unterhalten uns und er lädt uns zu sich auf Bier oder Kaffe und in sein Gästezimmer ein, so können wir dann am morgen auch noch Duschen. Auch
Linda lädt und zum Dinner ein. Wir sind von der Gastfreundschaft der Amerikaner überwältigt!