Wie wir vom Umweg nach Arizona wieder auf den richtigen Weg finden und dabei die schönen Nationalparks entdecken

Nach Alaska wollten wir ja eigentlich, nun sitzen wir aber in Arizona am Lake Mead und studiern die Karte wie wir am besten Richtung Norden fahren wollen. Im Nachhinein kommt uns unser Umweg sogar sehr gelegen, klar wird das unseren Tachostand um grob geschätzt 6500 km erhöhen, jetzt liegen aber einige spektakuläre Nationalparks und Sehenswürdigkeiten auf unserer Route die wir sonst wohl verpasst hätten und das wäre sehr sehr schade gewesen. Wir müssen dazu nicht mal ein bisschen von der Strecke abweichen, die liegen einfach alle auf dem Weg!

 

Weil wir nun schon mal hier unten sind haben wir uns bei der Gelegenheit auch gleich Las Vegasangeschaut. Im Mai ist es hier auch nicht so heiss wie im August oder September, den Abstecher nach Las Vegas hatten wir ja auf dem weg nach unten geplant. Ich war schon mal da, für Christoph ist es das erste mal und ich finde Las Vegas muss man mal gesehen haben, wenigstens einmal und wie ihr alle wisst „what happens in Vegas stays in Vegas“ deshalb werd ich mich dazu auch nicht weiter äussern. 😉 Wir besuchen danach noch den Hoover Dam, machen einen Rundflug über den Grand Canyon und campen drei Tage am Lake Mead bevor wir uns wieder auf die Socken machen. 

 

Der erste Nationalpark der auf unserer Strecke liegt ist der Zion Nationalpark. Mit seiner roten felsigen Erde und dem grün der Bäume und Büsche bietet er ein wirklich beeindruckendes Bild. Leider ist grad Ferienzeit (ende Mai) und unglaublich viel los. Wir entscheiden uns für nur einen Hike und weil wir ja was Berggehen anbelangt fit sind denken wir uns den „Angels Landing“ macht mit seinen knapp 500 Höhenmetern (Im ganzen ist er 1.765 m hoch) auch nicht jeder. Vor allem weil davor gewarnt wird, dass man unbedingt schwindelfrei sein soll. Falsch gedacht! Um 8:00 machen wir uns auf den Weg und das ist schon zu spät, mit uns laufen zwar noch nicht so viele Menschen hoch aber als wir uns auf den Rückweg machen, kommen uns ganze Horden entgegen. Wenn man es bis auf die hinterste Stelle der Plattform nach ganz oben geschafft hat, man muss dazu das letzte Stück an einer Kette laufen und ich würde das mit meinen spärlichen Alpinen Kenntnissen jetzt mal als leichten Klettersteig einstufen, blickt man fast 500m senkrecht nach unten, weswegen man auch schwindelfrei sein soll! Wobei mir bei dem Wort schwindelfrei eine Chinesin einfällt die uns auf dem Rückweg, wir waren schon ca. 1,5 km und somit das schlimmste Stück zurück gelaufen, zitternd und an der Kette festgeklammert entgegenkam, sie fragte ob es noch weit wäre? Wir hatten ihr geraten wenn sie jetzt schon so Angst hat soll sie doch besser umdrehen, es wird jetzt immer steiler. Sie ist natürlich nicht umgedreht sondern hat schön den Verkehr aufgehalten. Ach ja, Hauptsache man kann danach sagen man war oben. Schön war’s trotzdem da oben und für uns war nicht die Höhe oder dass es da so steil runter geht das schlimmste sondern in der Tat die Menschenmassen. 

Etwas ausserhalb vom Zion Nationalpark in Richtung Osten finden wir an einem kleinen Bach mit Sandstrand einen wunderschönen, ruhigen Platz zum Campen. Dort werden wir vier Tage bleiben um uns nach der vielen Fahrerei mal zu erholen und die Sonne zu geniessen. Als wir ankommen baut grad jemand sein Zelt auf. Ob es ihn störe wenn wir unser Lager neben ihm aufschlagen, frage ich. Nein gar nicht antwortet Bruce, er ist pensionierter Lehrer aus Vancouver und für einige Wochen mit dem Motorrad unterwegs. Den Abend verbringen wir zusammen und erzählen uns Reisegeschichten bei Kaiserschmarrn mit Früchtekompott. Da Bruce’s Platz begrenzt ist bestehen seine Mahlzeiten eher aus Fertignudeln und Päckchensuppen, da war sein erster Kaiserschmarrn eine willkommene Abwechslung und er lädt uns zu sich nach Vancouver ein, wir sollen uns kurz vorher melden wenn wir des Weges sind….

 

Ach wir hätten noch ewig dort bleiben können und das ist schon jetzt einer unserer Lieblingsplätze, nicht zuletzt weil es ganz in der nähe eine Deutsche Bäckerei, die Bäckerei Forscher gibt die Roggenbrot im Holzofen backt das so lecker schmeckt wie man es früher aus Bayern kennt. Aber wir haben ja ein Ziel und das heisst Ushuaia! 

 

Auf dem kurzen Weg vom Zion Nationalpark zum Bryce Canyon Nationalpark kommen wir am Horseshoe Bend vorbei, diese beeindruckende Laune der Natur liegt kurz vor Page im Norden Arizona an der grenze zu Utah im nirgendwo, man sieht zuerst nur einen riesigen Parkplatz von wo aus man etwa 10 Minuten durch die Wüste spazieren muss und schliesslich vor einer Klippe steht unter der sich der Marble Canyon in der engen Schlaufe durch die Felsen zieht. Von oben sieht das, wie der Name schon sagt, wie ein Hufeisen aus. Manche Naturschauspiele sind einfach wegen ihrer Einfachheit so schön und der Horseshoe Bend zählt da einfach dazu. Das grüne Wasser des Canyons zwischen der Rötlichen Farbe der Felsen und der blaue Himmel im Hintergrund.

 

Von Page aus buchen wir eine Tour zum Antelope Canyon, den Canyon kann man mittlerweile nur noch mit einer Tour besuchen und ein Zutritt ohne Guide ist nicht mehr möglich und ausserdem Lebensgefährlich. Das hat den einfachen Grund wenn es plötzlich starken Gewitterregen gibt füllt sich der Canyon innerhalb von Minuten mit Wasser und vor ein paar Jahren ist so eine ganze Familie ums Leben gekommen. 

 

Also schön in einer Reihe mit hunderten anderer Touristen anstellen und warten bis wir hinein dürfen. Immerhin haben wir noch Tickets ergattert, wir haben nämlich ein besonderes Talent an besonders beliebten Sehenswürdigkeiten immer an Feiertagen zu landen. Das warten ist aber nicht schlimm, wir sind eine lustige Truppe und zwei Amerikanische Rentnerpärchen halten uns bei Laune. Der Antelope Canyon ist im Indianer Reservat und eine Junge Frau führt uns in den Canyon, das sanfte Licht, die Terracotta Töne und die Formen sind so warm und weich dass man gar nicht glaubt, dass man durch Felsen wandert. Man fühlt sich hier irgendwie sofort wohl und will gar nicht mehr raus, knapp eine Stunde verbringen wir in den teils schmalen Gängen, steigen Stufen hinauf und hinunter und lassen uns Formationen zeigen die an Adler oder Indianerhäuptlinge erinnern. 

Nicht weit von Page entfernt befindet sich der Bryce Canyon Nationalpark der eine faszinierende Vielfalt von Stein- und Felsformationen zeigt und ich hätte nie gedacht, dass Steine und Felsen so beeindruckend sein können. Man kann den ganzen Park mit dem Auto abfahren und hat spektakuläre Aussichtspunkte von wo man weit über das Grand Staircase Monument blicken kann. Felsen in unterschiedlichsten Formen, Türme, Bögen, Fenster, manche Gebilde sehen aus als hätte sie jemand gebaut, Ja das stimmt ja auch, die Natur hat sie gebaut, genauer gesagt das Wasser das ob in Form von Schnee, Gewitter mit Hagel oder Regen die Kalksteine so ausgewaschen hat, dass die skurrilsten Formen entstanden sind. Ein Gewitter mit Hagel überrascht uns an diesem Nachmittag auch noch, ganz plötzlich fängt es an zu regnen und als wir die Scheibenwischer einschalten bildet sich ganz schnell ein weisser Rand. Gewitter mit Hagel hätte ich hier in der sonst so karg erscheinenden Wüstenlandschaft nicht erwartet. Am nächsten Morgen machen wir dann auch noch eine Wanderung zwischen den riesigen Kalksteingebilden, da kommt man sich ganz klein vor obwohl die Felsformationen von oben gar nicht so gross ausschauen, steht man da aber mittendrin und sieht die Landschaft auf einmal ganz anders aus. Chipmunks und Präriehunde begleiten uns hindurch und dort unten scheint man auf einem ganz anderen Planeten zu sein.  

 

Nach ein paar Tagen erreichen wir dann schliesslich den Grand Teton Nationalpark, es ist Mittlerweile Anfang Juni und tagsüber ist es schön warm. Auf den Gipfeln des Grand Teton Massivs liegt noch viel Schnee, unten aber blüht der Löwenzahn und wir fühlen uns fast wie daheim nur, dass hier Büffel grasen anstatt Kühe. Vor einer Woche sind hier Gänseküken geschlüpft und auf der Wiese vorm Visitor Center wimmelt es nur so vor den kleinen Flauschigen Tierchen. Wir machen eine Wanderung um den halben Jenny Lake denn eine Seite ist gesperrt, Hubschrauber fliegen Baumaterial in die höheren Lagen weil der viele Schnee der noch so spät gefallen ist grosse Teile der Trails zerstört hat und uns wird klar, dass wir unglaubliches Glück hatten mit unserem Umweg nach Flagstaff! Im Visitorcenter sagt man uns, dass es Anfang Mai noch ordentlich geschneit hätte und es diesen Winter mit insgesamt gut über 600 inches Schnee, das sind 15 Meter, einen absoluten Rekord gegeben hatte. Wir sollten vorsichtig sein weil jetzt die Bären rauskommen würden, hungriger als sonst im Frühjahr weil ja auch sie erst warten mussten bis der Schnee schmilzt um erfolgreich Futter zu suchen. Die Ufer der Seen sind überschwemmt, das Schmelzwasser treibt den Wasserstand hoch, wir wandern am Ostufer des Sees entlang und entdecken in der ferne im hohen Gras mühevoll einen Elch oder ist es doch nur ein Hirsch? Schwer zu sagen auf die Distanz. Das Wetter könnte nicht besser sein und die Sonne brennt Tagsüber ganz schön runter, wir müssen aufpassen, dass wir uns keinen Sonnenbrand holen. Wir campen grad ausserhalb des Nationalparks an einem See mit Feuerstelle wo wir uns am Abend Burger grillen und ganz aufmerksam der Umgebung lauschen, es lässt sich aber kein Tier blicken. 

 

Gleich oberhalb, also nördlich des Grand Teton NP befindet sich auch schon der Yellowstone Nationalpark, als wir am Donnerstag, 8. Juni gegen Mittag ankommen fahren wir erstmal an Schneefeldern vorbei und sind erstaunt. Es ist warm, sehr sogar, wir tragen Shorts und Flipflops, der Schnee allerdings kann gar nicht so schnell schmelzen wie es plötzlich warm wurde und so wird auch hier das ausmass des späten Wintereinbruch deutlich. Wir sind so froh, dass wir den Umweg nach Flagstaff gemach haben, wir wären sonst genau Anfang Mai im höchsten Schneetreiben hier gelandet. Es ist nicht viel los man merkt, dass der Yellowstone grad aus dem Winterschlaf erwacht und wir machen uns auch schon wieder auf den Weg nach draussen zum übernachten, da sind die Campmöglichkeiten kostenlos und wir haben Chancen einen Platz zu finden wo wir allein sind. So ist es auch, eine kleine Ebene östlich vom Park, etwas höher als die Strasse am Waldrand soll unser Schlafplatz werden, auf dem Weg nach draussen begegnen uns noch Elche, also Hirsche (was bei uns ein Elch ist, ist in den USA ein Moose) jede Menge Büffel und eine Herde Bighorn Schafe. Wir merken jetzt schon hier wohnt so viel Getier wie auf der ganzen bisherigen Reise nicht. Wir kochen uns noch schnell was und verziehen uns dann ins Auto, man will ja den Bären nicht reizen, ausserdem wird es Abends schon noch etwas kühl. Also schauen wir uns noch einen Film auf dem Notebook an und machen es uns gemütlich als wir ihn plötzlich durchs Fenster sehen, gemächlich tapst er vom Waldrand die kleine Wiese entlang und kommt direkt auf Muggl zu, unser erster Grizzly. Christoph sagt erschrocken, da hast jetzt deinen Grizzly! Ich war nämlich die ganze Zeit schon in aufregender Erwartung endlich wilde Bären zu sehen. Er schnuffelt ums Auto und zwar so nahe, dass ich ihn durch die Fenster gar nicht mehr sehen kann, er riecht offenbar durch den Abwasserschlauch, dass es hier was zu essen gab obwohl wir das Abspühlwasser ca. 20m vom Auto weggeschüttet haben, Grizzlies riechen extrem gut über 2km weit hat man uns gesagt. Er scharrt ein bisschen am Boden und als er merkt, dass es hier nichts gibt schaut er noch kurz hinten beim Fenster rein wo Christoph genau in diesem Moment rausschaut. Der Bär bleibt unbeeindruckt und marschiert schnurstracks zu der Stelle wo wir das Abwaschwasser weggeschüttet haben, als er auch da nicht fündig wird läuft er runter zur Strasse, überquert diese und verschwindet auf der anderen Seite im Dickicht. Das war er nun unser erster Grizzly und Christoph wird diese Bärenbegegnung wohl so schnell nicht vergessen. 

 

Am nächsten Tag fahren wir wieder in den Park, wir schauen uns die Geysire an, von denen manche zu bestimmten Zeiten ausbrechen, die Farben der Geysir Bassins und Pools sind bei Sonnenschein ein wahres Farbenspektakel und überall Dampft es. Man kommt sich hier vor wie auf einem fremden Planeten so skurril wirkt die Natur, auf Stegen und Brücken wandert man durch den Park, die Oberfläche wäre zu gefährlich und ausserdem ist dieses Ökosystem zu empfindlich um mit Schuhen darauf zu laufen. Wir wandern zu einem kleinen Wasserfall an dessen ende des Trails hat eine Murmeltier Familie ihre Höhle und die kleinen Murmelis kommen neugierig heraus obwohl wir nur wenig entfernt davor sitzen. Die Mama ist nicht daheim, man kann sie aber nicht weit entfernt pfeifen hören, so ermahnt sie die kleinen regelmässig wenn sie sich zu weit von der Höhle entfernen, dann gehen sie erstmal wieder brav heim und tasten sich dann kurz darauf wieder vorsichtig hinaus. In dieser Nacht verlassen wir dem Park zum Nordwest Ausgang wo wir auf einer Recreation Area an einem kleinen Bach einen Schlafplatz finden. Als wir am nächsten morgen ganz früh in den Park zurück kehren schlafen  Rehe, Hirsche und Kitze noch und zwar auf der grünen Wiese vor dem Albright Visitor Center, sie wissen nämlich ganz genau, dass sie dort sicherer vor Wölfen, Bären und sonstigen Räubern sind. Wölfe sehen wir leider nicht, dafür aber ganz viele und grosse Bisonherden, Rehe und Hirsche, Bighornschafe und Bären auch mit Jungtieren denn es ist Frühling. 

 

Als vorerst letzten Nationalpark in den USA besuchen wir denGlacier Nationalpark. Ab jetzt gibts Bären satt denn es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Bärenstarkes Jahr, sagt man uns. Die Bärenmütter würden viel zu fressen finden und die meisten ihrer Jungtiere durchbringen, es ist Ende Juni und überall blüht es und es gibt genügend Beeren für die Bären. So begegnet uns an unserem ersten Tag im Glacier Nationalpark eine Grizzlydame mit einem Jungen, sie überqueren vor uns die schmale Strasse die uns aus dem Park an diesem Spätnachmittag wieder hinausführt. Das Junge ist noch klein und vermutlich in diesem Frühjahr geboren, als die Autos angehalten haben geht erst die Bärin über die Strasse, das Junge steht noch am Strassenrand, stellt sich neugierig auf die Hinterpfoten und schaut erstmal was hier so los ist, folgt dann geschwind seiner Mama. Die Bärin trägt ein Halsband und wird somit also vom Nationalpark getracked. Auf der anderen Seite angekommen wird sofort weitergefressen, nur das Junge spitzelt hinter dem hohen Gras neugierig hervor, es muss sich vermutlich auf die Zehenspitzen stellen um uns zu sehen und mir fällt auf das es fast wie ein Pandababy aussieht, es ist braun und hat schwarze Ränder um die Augen. Im Auto gegenüber bellt ein Hund und das kleine schaut umso neugieriger und streckt sich noch mehr in die Höhe, die Mama ist aber wenig beeindruckt von uns und vom Hundegebell und zieht weiter, das Junge folgt ihr zögernd. Das war für uns ein Wahnsinnstag, zum ersten mal einen Grizzly mit Jungem zu sehen ist schon aufregend aber wir waren froh im Auto zu sein denn Grizzlies mit Jungtieren sagt man nach sie wären sehr aggressiv. Am nächsten morgen sind wir wieder früh im Park, wir wollen eine vierstündige Wanderung machen und haben uns mittlerweile auch mit Bärenspray bewaffnet, das ist quasi Pfefferspray nur viel höher konzentriert und soll im Falle eines Angriffs den Bären orientierungslos machen, wenn man denn in dem Moment dazu fähig ist es richtig einzusetzen. 

 

Es ist schönstes Wetter und wir wollen zum Ice Lake wandern, das sind 16km hin und zurück, es geht einen schmalen Pfand entlang durch Wälder, über Blumenwiesen, teilweise wird es etwas steil und zum Schluss müssen wir noch über ein Schneefeld bis wir am Ice Lake ankommen, das Panorama ist beeindruckend und eisig. Wir treffen Lynn, eine alte Frau die alleine Unterwegs ist und diesen Trail zum etwa hundertsten Mal wandert, sie lebt ganz in der nähe des Parks und ihr Hobby ist es schon seit Jahren die Grizzlies hier zu beobachten. Sie erzählt uns von einer Grizzliedame namens Panda die sie schon seit sie ein kleines Bärenbaby war hier im Nationalpark beobachtet und die mittlerweile selbst Nachwuchs hat hätte sie gehört und dass sie ein Buch über sie schreiben möchte. Da klingelt’s bei mir und ich erzähle ihr, dass wir am Vortag eine Bärin mit Jungem gesehen hätten das wie ein Panda aussieht und dass wir Fotos von ihnen gemacht haben. Die alte Dame, wir schätzen sie auf Mitte 70 kann es kaum erwarten die Fotos zu sehen, aufgeregt ruft sie „JA" das ist Panda! Sie ist so begeistert und erfreut von den Fotos und fragt mich ob ich ihr die den zukommen lassen würde. Also werden Handynummern ausgetauscht und als wir das nächste Mal Internet finden schicken ich ihr die Fotos. Schon auf dem Hinweg zum Ice Lake hat Christoph Rotkappen stehen sehen und wollte sie sofort einpacken, ich habe mich aber geweigert frische Schwammerl den Berg hoch zu schleppen und danach Matsch im Rucksack zu haben, die sind bestimmt nachher auch noch da. Also geht es umso schneller wieder runter und natürlich sind sie noch da, die Amerikaner essen doch nix aus dem Wald, ist doch viel zu gefährlich. Also kaufen wir uns am Kiosk im Nationalpark Toastbrot und ich frage im Restaurant nach einem Becher Sahne so gibt es zum Abendessen Rahmschwammerl mit Semmelknödel die wir in einer kleinen Lichtung am Waldrand ausserhalb es Nationalparks kochen. 

 

Am nächsten morgen geht es weiter über Chief Mountain zur Grenze nach Kanada und zum letzten drittel des Nationalparks der dort Waterton-Lakes Nationalparkheisst. Unser Weg führt uns an schneebedeckten Bergzügen und blühenden Wiesen vorbei, die Grenze liegt einsam inmitten idyllischer Naur, weit und breit nichts und ich frage mich wie oft da wohl ein Bär vorbei spaziert. Als wir am Waterton-Lakes Nationalpark ankommen wollen wir uns auch gleich den Jahrespass für alle Nationalparks des Landes holen, so wie die USA bietet das auch Kanada an und welche Überraschung, weil Kanada dieses Jahr 150 Geburtstag feiert ist der Pass kostenlos. Wir freuen uns weil wir grad 140,- Kanadische Dollar (etwa 91,- €) gesparrt haben! Es ist schon Mittag als wir im Park ankommen also erkundigen wir uns erstmal welche Trails man hier wandern kann und entscheiden und morgen ganz früh zum Upper Rowe Lake zu gehen. An diesem Tag machen wir nur noch zwei kleine Spaziergänge und werden dabei von einem sehr aufgebrachten Eichhörnchen beschimpft, wahrscheinlich sind wir in sein Wohnzimmer eingedrungen. Wie immer wollen wir wieder ausserhalb des Parks übernachten denn die Campingplätze sind auch hier nicht günstig, wir finden etwas Östlich einen Feldweg der ca. drei Kilometer nach einem Weiler zwischen zwei Feldern in nirgendwo endet und haben eine sehr sehr ruhige Nacht. Am nächsten morgen heisst es sehr früh aufstehen denn wir wollen ja auch Tiere sehen, wir sind unter den ersten im Park und schon um kurz nach 7:00 am Parkplatz zum Trail das einzige Fahrzeug. Wir stapfen also mit festen Bergschuhen, Bärspray und Glocke (Bear Bell zum lärm machen) los, man soll ja viel Lärm machen damit einen die Bären, die nicht nur sehr gut riechen sondern auch gut hören, rechtzeitig bemerken können, dann verschwinden sie in der Regel von ganz alleine. Irgendwie hat man sich aber nach Monatelangen 24/7 nicht immer so viel zu erzählen, so wandere ich konzentriert lauschend und Christoph wild klingelnd durch den Wald. Das fast schon panische gebimmelt treibt mich fast zum Wahnsinn weil ich so nicht gut hören kann und ich höre normalerweise sehr gut. Als ich einen frischen Haufen Bärendreck entdecke wir natürlich noch viel lauter gebimmelt und ich bin mir sicher der Bär ist nicht weit. Wahrscheinlich hat er sich hinter einem Baum versteckt, die Luft angehalten und gedacht: Uhhhh, Menschen, hoffentlich sind die bald weg. 

 

Ich kann mich nicht mehr genau erinnern wie lange der Upper Rowe Lake Trail ist aber zum ende wird er recht steil und es liegt auch noch ziemlich viel Schnee. Einen Kilometer vor erreichen des Ziels müssen wir umkehren, zu steil der Pfad und zu dick die Schneedecke, da helfen uns auch unsere Bergschuhe nicht weiter, Steigeisen wären nötig um genug halt zu finden. Die letzten Fussspuren im Schnee haben schon vor ca. 1,5 km aufgehört. Also kein Risiko eingehen und lieber umdrehen, auf dem Rückweg machen wir dann noch einen Abstecher zum Lower Rowe Lake und rasten am Ufer des glasklaren Bergsees eine weile, rundherum taut der Schnee und man kann teilweise noch erkennen wie hoch der Schnee im letzten Winter lag. Auf dem Wanderweg sehen wir nicht viele Tiere, ein paar Vögel und wie immer Eichhörnchen, letztere machen ganz schön krach und immer wenn ich dachte endlich einen Bären entdeckt zu haben waren doch wieder nur ein Squirrel. Zurück am Parkplatz packen wir unser Zeug weg und machen uns auf dem weg zurück zum Visitor Center, als wir grade vom Parkplatz auf die Strasse abbiegen entdecken wir einen grossen braunen Schwarzbären rechts neben der Strasse im Grass. Er frühstückt gerade Löwenzahn, wir rollen langsam auf ihn zu und halten neben ihm an, er lässt sich von uns nicht aus der ruhe bringen und mampft genüsslich weiter. Der grosse Vorteil im Muggl gegenüber eines normalen Autos ist die erhöhte Sitzposition so habe ich bessere Sicht und kann ganz tolle Fotos machen. Erst als im Auto auf dem Parkplatz ein Hund anfängt zu bellen wird er wachsam, spitzt die Ohren, geht in Lauerstellung und schnüffelt. Ich bin für einen kurzen Moment erschrocken weil ich nicht weiss was jetzt passiert, sprintet er vielleicht gleich los? Entweder der Hunger ist nicht gross genug oder der Unruhestifter nicht interessant aber der Bär futtert einfach weiter. So ein Bär hat ja auch nur ca. ein halbes Jahr zeit zum essen, das andere halbe Jahr schläft er also muss er es sich gut überlegen für was er zeit verschwendet. Ja ihr habt richtig gelesen, es gibt auch Braune Schwarzbären, das mussten wir auch erst lernen, hatten wir doch alle braunen Bären erstmal für Grizzlies gehalten, einen Grizzly erkennt man aber an einem Hubbel am Nacken und sie sind grösser als Schwarzbären. 

 

So, das ist jetzt auch das Ende unseres Umwegs, die nächsten Nationalparks Banff und Jasper hatten wir ja auf unserer Liste.