Maya - wie sich eine kleine Hündin in unsere Herzen geschlichen hat

Es ist Samstagabend der 10. März 2018 als wir dieses kleine Wesen zum ersten Mal sehen, sie gehört der Familie auf deren Nachbargrundstück wir in dieser Nacht campen wollen. Wir haben Welpen haben sie gesagt, ach die schauen wir uns doch mal schnell an haben wir gesagt … Neun waren es insgesamt, acht Weibchen ein Rüde, vier wurden schon vergeben, fünf waren noch übrig, sie schauen alle unterschiedlich aus das könnte bedeuten sie haben verschiedene Väter, ja sowas gibts bei Strassenhunden. Etwa zwei Monate wären sie alt aber eine ist dabei die ist kleiner und viel dünner als alle anderen, die kleine Hündin wird uns die ganze Nacht nicht mehr loslassen, sie sah so traurig aus.

 

Am nächsten morgen wollen wir nur noch schnell rüber zur Familie um uns zu bedanken und zu verabschieden, die kleine Hündin sitzt wieder ganz traurig da und wirkt irgendwie abwesend. Sie muss sich immer übergeben sagt Lauren, sie wüsste auch nicht warum aber irgendwas stimmt nicht mit ihr. Die Mutter lässt die kleinen nicht mehr trinken, ab und zu schafft es einer der Welpen und ergattert noch ein paar tropfen Milch, die kleine schwache Hündin jedoch hat keine Chance. Wir holen das Hundefutter aus dem Auto und füttern sie ein wenig, nach kurzer Zeit aber erbricht sie wieder, sie winselt und man sieht ihr richtig an wie sie leidet. Wir überlegen was wir mit ihr machen sollen, wir bieten der Familie an sie zu einem Tierarzt zu bringen, wir würden auch die Behandlung bezahlen, darüber müssten sie sich keine Sorgen machen. Weil es aber Sonntag ist finden wir keine Tierklinik die geöffnet ist und sowas wie eine Notaufnahme gibt es nicht, zu allem Überfluss ist am Montag auch noch Feiertag also hat da auch alles zu. Wir bieten an sie für ein paar Tage mitzunehmen, mit ihr dann am Dienstag zum Tierarzt zu gehen und sie dann zurückzubringen. Nachdem die Familie aber signalisiert sie würden sie ja eigentlich gar nicht zurück haben wollen und sogar noch sagt, dass sie einfach warten würden bis sie stirbt und sie dann auf den Müll werfen würden sind wir schon ziemlich schockiert. Also kommt es für uns nicht mehr Infrage sie zurückzubringen oder gar hier zu lassen, sie kommt mit! 

 

Ich frage Lauren nach einem Eimer Wasser und Christoph holt Spülmittel, ein Handtuch und die Pinzette aus dem Auto. Wir entfernen erstmal ein paar Zecken aus ihren Ohren, eine davon war so gross wie eine Kichererbse und waschen die kleine. Am Anfang protestiert sie ein wenig aber als sie merkt, dass die Flöhe das auch nicht mögen findet sie es gut. Wir setzen sie im Muggl auf die Kühlbox und geben ihr erstmal frisches Wasser zu trinken, sie verhält sich ganz ruhig und sieht uns gespannt zu was jetzt passiert, irgendwie wirkt sie auf mich erleichtert, so als würde sie denken, egal was ihr mit mir macht, es kann nur besser werden. 

 

Wir haben von der Humane Society gehört die in Belize sehr stark vertreten ist und sich um Tiere aller Art, hauptsächlich aber um Strassenhunde kümmert. In der Hoffnung dort zufällig jemanden anzutreffen obwohl Sonntag ist fahren wir nach Placencia, leider ist aber niemand da. Wir überlegen weiter was wir jetzt machen sollen, auf jeden Fall wollen wir hier so schnell wie möglich weg, also führt uns unser Weg erstmal zurück nach Hopkins, dort wollen wir uns Internet suchen und weiter überlegen was wir mit dem kleinen Ding jetzt machen sollen. Ich hatte mal irgendwo gehört, dass man Hunden die nicht fressen können ganz klein geschnittenes Hühnchen mit weich gekochtem Reis und Karotten in kleinen Portionen mehrmals am Tag füttern soll. Also wird in Hopkins erstmal gekocht, mit einer Gabel zermantsche ich alles ganz fein, die kleine Hündin haut rein wie ein Scheunendrescher und legt sich danach erstmal mit vollem Bauch schlafen. Das machen wir dann erstmal den ganzen Sonntag und Montag so, am Montagabend können wir dann endlich jemanden bei der Humane Society in Hopkins treffen. Kelly wirft einen ersten Blick auf unsere Kleine und meint aufmunternd, die sieht ja gar nicht schlecht aus, sie hätte schon Welpen in weit schlechterem Zustand gesehen was uns beruhigt. Sie gibt ihr ein Wurmmittel und schenkt ihr ein Halsband, eine Leine, eine grüne Quietscheente, eine Tüte Hundefutter und eine Tüte Hundekekse. Jetzt sind wir erstmal versorgt …

 

Am Dienstag können wir dann endlich zum Tierarzt bzw. zur Tierärztin, Dr. Mia schätzt sie auf sieben Wochen, sie wiegt nur 5,5 Pfund, das sind etwa 2,7 kg. Es ist natürlich schwer zu sagen wieviel sie wiegen sollte weil man ja nicht weiss was für Rassen drin stecken, die Tierärztin meint es könnte ein Schäferhund Mix sein und ich erinnere mich, dass Lauren sagte die Mutter wäre ein Schäferhund Mix. Die Mama der kleinen ist echt ein schöner Hund, lange Beine, schlank und ganz elegant, riesige Ohren und ich würd sagen die kleine kommt ganz nach Ihrer Mama, sie haben die selbe Maserung im Gesicht, leider hab ich es verpasst ein Foto von ihr zu machen. Sie hat geschwollene Lymphe und Fisteln im Mund also kriegt sie erstmal für zwei Wochen Antibiotika verschrieben. Wenn die Lymphe abgeschwollen sind wird sie hoffentlich besser fressen bzw. schlucken können. Es kann auch noch dazukommen, dass der Magen geschrumpft ist oder sich der Mageneingang verengt hat, das gibt's bei Hunden die lange unterernährt waren also wird sie mehrmals am Tag ganz kleine Portionen Futter brauchen. Ausserdem kriegt sie die erste Welpenimpfung gegen Würmer usw. … Die Tierärztin fragt uns was wir denn mit ihr machen wollen, ob wir sie abgeben wollen oder behalten? Gute Frage, wir haben uns nicht wirklich gross Gedanken darüber gemacht, für uns war in dem Moment nur wichtig, dass sie nicht bei diesen Leuten bleiben muss. In den beiden Tagen mit uns hat es die kleine aber geschafft unser Herz zu gewinnen und vor allem Christoph ist so verliebt, dass ein „abgeben" nicht mehr infrage kommt. Also haben wir jetzt einen HUND! 

 

Manche mögen jetzt sagen, wieso muss ich mir denn einen Hund aus dem Ausland „holen" es gibt doch in Deutschland oder der Schweiz so viele Hunde in Tierheimen! Das mag sein und die tun mir auch alle leid, für mich gibt es da aber noch einen kleinen Unterschied und zwar, dass die meisten Hunde in deutschen und auch schweizer Tierheimen dort sind weil die Menschen die sich irgendwann ein Tier angeschafft haben dieses dort dann einfach wieder los werden wenn sie es nicht mehr haben wollen weil sie feststellen, dass das ja mit Arbeit und kosten verbunden ist. Strassenhunde gibt es kaum und es wird einfach immer noch zu viel gezüchtet als wäre ein reinrassiger Hund was besseres als ein Mischling oder weil jetzt eben gerade z.B. Chihuahuas im ’Trend’ sind. Es gibt viele Länder auf der Welt wo Strassenhunde leben weil sich niemand was drum schert und die vermehren sich natürlich das sind aber die liebsten Hunde der Welt weil die genau wissen, dass sie ganz und zwar ganz unten in der Rangliste sind. Wir haben die liebsten Strassenhunde getroffen die oft nichtmal was zu fressen wollten sondern einfach nur ein bisschen Liebe, ein bisschen gestreichelt werden, eine halbe Stunde neben uns liegen wollten oder wenigstens eine Nacht einen sicheren Schaftplatz unter Muggl zu haben. Wir hatten nie vor uns einen Hund zuzulegen und wir haben viele Strassenhunde und darunter auch Welpen gesehen um die wir uns gekümmert haben, an die wir noch ne weile denken mussten als wir wieder weitergezogen sind und wo wir uns fragen was wohl aus denen geworden ist, Maya konnten wir aber nicht da lassen. Ich sage es mal so, eine Verkettung verschiedener Umstände hat sie bei uns bleiben lassen ...

 

Also machen wir erstmal so weiter, wir füttern ihr mehrmals am Tag weiches Hühnchen mit Reis und Karotten, das klappt eigentlich ganz gut, sie muss weniger erbrechen und wird langsam lebendiger. Die ersten Tage als wir sie hatten hat sie ganz viel geschlafen, jetzt aber fängt sie an zu spielen und richtig frech zu werden, sie klaut unsere Socken und versucht sich sogar an Schuhen die sind ihr allerdings noch zu schwer. Also wird es auch Zeit sie ein bisschen zu erziehen und wir stellen fest sie lernt schnell, in den ersten beiden Wochen lernt sie Sitz und Pfote geben, wir sind begeistert! Nach einer Woche sind wir zurück bei der Tierärztin und sie kann mittlerweile auch einen Namen in ihren Reisepass eintragen, Maya soll die kleine heissen und einen Reisepass braucht sie um mit uns mitfahren zu können, da werden all ihre Impfungen eingetragen und bis max. 10 Tage vor Grenzübertritt müssen wir mit ihr zum Tierarzt um uns ein Gesundheitszeugnis zu holen. In der Zwischenzeit haben wir uns informiert wie es mit Grenzübertritten in Zentralamerika aussieht, da unterhalb Mexikos alle Länder Tollwut Hochrisikoländer sind und die selben Bestimmungen haben sollten wir keine Probleme haben. Maya kann ja noch keine Tollwutimpfung kriegen weil die frühestens ab 12 Wochen gegeben werden kann, nach Guatemala dürfen Welpen unter 12 Wochen ohne Impfung einreisen. Wenn man allerdings z.B. von einem Tollwut Hochrisikoland in ein Tollwut kontrolliertes Land wie z.B. Mexiko reisen will kann das Probleme geben da diese Länder eine Tollwutimpfung zwingend verlangen. Maya hat auch knapp ein Pfund zugenommen und die Tierärztin ist zufrieden mit uns, da sie viel aufgeweckter wirkt scheint es ab jetzt nur noch bergauf zu gehen mit ihr. 

 

Am 19. März reisen wir mit Maya von Belize nach Guatemala ein, wir haben auch ihre Papiere parat nur interessiert sich niemand für sie. Keiner fragt nach Mascotas und niemand will ins Auto schauen, das war ja einfach! In Guatemala gibt es endlich wieder ordentliche Supermärkte und als ich im ersten gleich mal eine ganze Abteilung für Kleintiere finde bin ich Happy. Maya kriegt eine Schüssel, eine Decke, drei verschiedene Spielzeuge, eine Tüte Welpenfutter, eine Tüte Leckerlies. Das alles gibt es in Belize nicht, dagegen ist Guatemala ein wahres Hundeparadies, obwohl Hunde auch hier einen schweren Stand haben. Die nächsten eineinhalb Wochen verbringen wir damit unseren kleinen Scheisser zu füttern, zu knuddeln und sie zu erziehen, sie lernt schnell auf ihren Namen zu hören und hat Muggl gleich zu ihrer Homebase gemacht, sie liegt gern unter ihm im Schatten oder Quietscht wenn sie rein will. Am Lago Peten Itza lernen wir ein Kanadisch-Französisches Pärchen kennen die auch mit Hund reisen, wir campen ein paar Tage am gleichen Platz und mit Chuleta hat Maya jemanden zu spielen, von ihr lernt sie auch zu bellen und ab jetzt verteidigt sie ihr Haus wenn andere Hunde in die nähe kommen. Das Babybellen hört sich zwar noch nicht wirklich furchterregend an aber es hat Wirkung und die Streuner machen einen Bogen um Muggl.

 

Sie macht täglich Fortschritte, schafft es mittlerweile alleine auf’s Bett zu klettern oder auf den Beifahrersitz was ab jetzt ihr Schlafplatz ist, sie Weckt uns Nachts auf wenn sie Pipi muss und am morgen schleicht sie sich zu uns ins Bett und döst entweder noch ein wenig mit uns oder macht gleich ihre Morgentoilette und putzt sich wie eine Katze. Das mit dem Füttern funktioniert mal besser, mal schlechter und immer wenn ich von Hühnchen auf normales Hundefutter umstellen will oder es zufüttern will wird es wieder schlimmer, auch einweichen hilft da nix. Ich habe den Verdacht dass, nicht nur die geschwollen Lymphe und/oder ein geschrumpfter Magen das problem ist, also suche ich in sämtlichen Foren nach ‚Hund kann nicht Schlucken’ oder 'Hund bleibt Futter im Hals stecken' finde aber nicht wirklich was warum ein Hund nicht schlucken können sollte. Sodbrennen, Reflux, alles geht mir durch den Kopf, ich google Symptome und was man dagegen tun kann aber irgendwie ist nichts davon eindeutig….

 

Frühmorgens am Ostersamstag erreichen wir Antigua wo wir uns für zwei Wochen ein Airbnb reserviert haben, Muggl soll in die Werkstatt, wir machen einen Spanischkurs und sollen auch mal zum Zahnarzt. Ich hab mir schon im Vorfeld Tierärzte rausgesucht und als ich am Sonntagnachmittag im Park vor unserer Unterkunft mit Kathy ins Gespräch komme die auch zwei Hunde von der Strasse adoptiert hat, kriege ich von ihr noch Empfehlungen, wir tauschen Nummern aus und wenn ich fragen habe oder etwas brauche darf ich mich gerne melden. Am Montagnachmittag geht es Maya dann wieder schlecht, sie erbricht und sieht elendig aus, ich laufe sofort mit ihr zum Tierarzt den mir Kathy empfohlen hat, zum Glück ist der auch ganz in der nähe und zum Glück ist der Ostermontag hier kein Feiertag! Es ist eine alte Praxis mit alter Ausstattung und Instrumenten, auch der Tierarzt Dr. Sican ist alt, ich erkläre auf spanisch was ihre Symptome sind, er schaut sie genau an, tastet ihren Hals ab und horcht ihr Herz, dann sagt er: das ist sehr Interessant, ein kurzes zögern, sie hat einen Herzfehler! Mir bleibt die Luft weg und ich weiss nicht ob ich das jetzt interessant finde. So gelassen und routiniert der Tierarzt auch ist, für mich bricht grad eine Welt zusammen, ein Herzfehler! Was bedeutet das, frage ich. Er nimmt einen Zettel und zeichnet mir alles genau auf, auch die genaue Bezeichnung schreibt er drauf. Persistencia del 4. arco aortico auf Spanisch, Persistenz des des 4. Aortenbogens auf Deutsch, ich soll das mal googeln, da findet man ganz gute Artikel und Erklärungen. Heulend trage ich Maya zurück, sie scheint zu wissen, dass das nicht gutes bedeutet und schaut mich mit einem Blick an der mir zu sagen scheint, es tut mir leid. Sie leckt mich am Kinn ab als würde sie mich trösten wollen. Bei einer Persistenz des 4. Aortenbogens drückt die Aorta die direkt vom Herz kommt auf die Speiseröhre, die ist da irgendwie angewachsen was sie nicht sein sollte, das hat zur Folge, dass die Speiseröhre abgedrückt wird und kein Futter oder nur sehr wenig durch kommt. Das ist ein sehr seltener Herzfehler bei Hunden der am häufigsten bei Deutschen Schäferhunden vorkommt, da steckt wohl doch mehr Schäferhund in ihr als wir gedacht haben und als uns lieb ist. Der Fall scheint so klar und die Symptome die ich in den Artikeln im Internet finde sind genau die die Maya hat, irgendwie ist einerseits Erleichterung da weil wir endlich wissen was sie hat, andererseits sind wir schockiert, dass es so etwas gravierendes ist. Ab sofort kriegt Maya gemixtes Hühnchen mit Reis und Karotten, ganz flüssig und aus erhöhter Position, so dass die Erdanziehungskraft hilft das Futter hinunter zu befördern. 

 

Am Dienstag haben wir einen Termin zum Röntgen bei Dr. Sican und das ganze ausmass wird deutlich, die Blockade der Speiseröhre (auf Englisch und Spanisch Esophagus) hat einen Megaesophagus bedingt das heisst eine Erweiterung der Speiseröhre und zwar wirklich Mega! Die Speiseröhre der kleinen ist sehr stark erweitert, was für einen so kleinen Hund in so jungem alter ungewöhnlich ist. Das heisst sie braucht so schnell wie möglich eine OP damit sie die Chance hat dass, sich die erweiterte Speiseröhre wieder etwas zurückbildet. Ich will trotzdem noch andere Meinungen und schreibe zum einen Dr. Mia, Mayas ersten Tierärztin in Belize eine E-Mail mit Fotos und ich gehe noch in eine andere Tierklinik in Antigua. Dr. Rosales mit dem ich dort spreche ist sehr Hilfsbereit, er führt diese Art von Operation nicht durch, kennt aber einen Spezialisten in Guatemala City bei dem er uns gleich für den nächsten Tag anmeldet. Dr. Mia antwortet sofort, ist schockiert von Mayas Röntgenbildern, meint aber dass wir Glück haben einen Spezialisten gefunden zu haben der diesen Herzfehler überhaupt erst diagnostizieren konnte.  Meistens bleibt diese Art Herzfehler nämlich unerkannt, er könnte chirurgisch gut korrigiert werden und der Megaesophagus kann mit der richtigen Ernährung und füttern aus erhöhter Position gut gehandhabt werden, das macht uns Hoffnung. Am Mittwochnachmittag den 4. April fahren wir mit Mayas Röntgenaufnahmen in einem Uber-Taxi in die Tierklinik zu Dr. Viau nach Guatemala City. Auch er ist ein sehr alter Tierarzt, er schaut sich Mayas Röntgenbild an und sein Blick sieht nicht sehr optimistisch aus. Er will auch die Fotos von Mayas Geschwistern sehen damit er sich ein Bild des Ausmasses machen kann und einschätzen kann wie sie jetzt sein sollte. Er macht uns in der Tat wenig Hoffnung, er sagt wir sollten sie einschläfern lassen, sie würde trotz Operation nie ein gesunder Hund werden. Ich frage was denn wäre wenn wir Maya nicht operieren lassen würden sondern immer mit gemixtem Futter ernähren würden. Er meint das Herz wird sich auf Dauer vergrössern da ja auch umgekehrt die Speiseröhre auf die Aorta drückt und somit das Herz mehr arbeiten muss als bei einem gesunden Hund, sie wäre dann immer schnell ausser Atem, das Herz wär ständig stark belastet und sie hätte kein langes Leben. Also auch keine Option! Er sieht unsere Enttäuschung und meint er könnte sie schon operieren, dazu würde er sie aber erstmal mindestens zwei Wochen durch einen Schlauch ernähren, sie wäre ihm so zu schwach für eine Operation. 

 

Frustriert fahren wir zurück nach Antigua und überlegen weiter was wir tun sollen. Wir hatten mal beschlossen, dass wir sie wenn sie denn ständig leiden müsste sofort einschläfern lassen würden. Da sie aber und vor allem seit sie flüssiges Futter kriegt kein einziges Mal mehr erbrochen hat und immer munterer, fitter und verspielter wird fällt das jetzt umso schwerer. Am nächsten Morgen sind wir uns einig, wir lassen sie von Dr. Sican operieren. Gleich am Nachmittag gehen wir zu ihm und erkundigen uns über ihre Chancen und die Risiken, wie lange eine Genesung dauern wird, wie lange wir in Antigua bleiben sollen und vor allem ob er nicht wie Dr. Viau findet sie wäre zu dünn und schwach für eine Operation. 

 

Letzteres ist für ihn kein Problem, er hat schon kleinere und jüngere Hunde operiert die Chancen, dass sie die OP überlebt stehen bei 70%, da hätte ich mir mehr erwartet aber gut. 10 Tage nach der Operation sollen die Fäden gezogen werden und so lange sollten wir mindestens in Antigua bleiben. Die Operation wird für kommenden Dienstagnachmittag den 10. April angesetzt und bis dahin werden wir Mayas Portion weiterhin langsam erhöhen das mit dem flüssigen Hühnchen klappt so gut, dass man ihr quasi beim Wachsen zuschauen kann. Ausserdem wird sie zwischendrin mit Bananen und Peanutbutter verwöhnt. Sie muss sich kein einziges Mal mehr übergeben und ist der glücklichste Hund auf der Welt, wir merken täglich wie sie mehr Energie hat, nach Hause rennt weil sie den Weg zu unserer Unterkunft kennt und dort mit den anderen Bewohnern spielt die sie mittlerweile auch schon in ihr Herz geschlossen haben. Nur in der Schule schläft sie die zwei Stunden brav auf meinem Schoss, Spanischunterricht ist halt langweilig für einen kleinen Hund. Am Tag der Operation bringen wir sie gleich am Morgen zu Dr. Sican, dann hab ich keinen hungrigen Plagegeist am Hals denn sie darf ja nichts essen und das gefällt ihr verständlicherweise überhaupt nicht. Um 17:00 Uhr wird sie operiert, harte Stunden für uns und wir hoffen und bangen, erst am nächsten Morgen gehen wir wieder zu Dr. Sican um nach ihr zu sehen und es geht ihr den Umständen entsprechend gut! Gott sei Dank! 

Sie kommt mir wieder so dünn vor und hat eine riesige Narbe hinter dem linken Vorderbein, ihre Ohren die sie sonst immer freudig hochgestellt hat hängen traurig und ängstlich runter. Sie tut mir so leid und ich würde sie am liebsten sofort mitnehmen, abholen dürfen wir sie aber erst am Nachmittag nach der Schule. An diesem Nachmittag rückt Maya keinen Zentimeter mehr von mir, sie sucht Körperkontakt und schläft in der Nacht sogar auf mir, was bedeutet ich schlafe kaum weil ich ja nicht aus versehen auf die Wunde drücken will. Ich habe meinen Spanischunterricht auf den Nachmittag verschoben, so dass Maya daheim bleiben kann und immer jemand von uns bei ihr ist. Wir füttern sie alle drei Stunden und tragen sie dazwischen immer wieder raus damit sie ihr Geschäft verrichten kann. Ein bisschen benommen wirkt sie schon noch von der Narkose was normal ist, sie hat aber nach wie vor einen gewaltigen Appetit und nimmt fleissig zu. Sie ist nach der Operation so schnell wieder fit, dass ich sogar sage die Genesung geht mir fast zu schnell, sie hat so viel Energie, spielt und fängt richtig an mit uns zu rauffen, ausserdem versucht sie Schuhe auf’s Bett zu schleppen und die Treppe runter und hoch zu hüpfen, wir müssen sie da gelegentlich ein bisschen bremsen.

 

Am Freitag den 13. April nesselt ihre Wunde ein wenig und ich lasse das vorm Wochenende noch vom Tierarzt anschauen, alles gut meint der, das ist nur Wasser das aus dem Gewebe das durchtrennt wurde austritt. Er sieht sie sich genauer an, kontrolliert wie sie atmet und ist zufrieden. Ich soll Mitte nächster Woche wieder kommen und sie anschauen lassen, er dokumentiert diesen Fall nämlich akribisch weil er so selten ist. Damit sie sich nicht an der Wunde lecken kann hat sie ja sowieso ein Satellitenhalsband gekriegt und damit sie sich nicht kratzen kann kaufe ich ihr noch ein T-Shirt. Dass die nächsten Tage dramatisch für uns werden sollten ahnen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, auch am Samstag ist noch alles bestens, sie spielt, liegt in der Sonne und freut sich jedes Mal riesig wenn ich nur in Richtung ihrer Futterschüssel gehe. Am späten Sonntagabend ist sie umtriebig, sie will sich nicht hinlegen und ich habe das Gefühl irgendwas taugt ihr nicht, sie findet einfach nicht die richtige Position was zur Folge hat, dass sie kaum schläft. Ich gehe gleich am Montagmorgen mit ihr zum Tierarzt. Röntgenaufnahme - Lungenentzündung! Oh nein, nicht auch das noch! Was muss die arme kleine denn noch alles mitmachen?! Jetzt wird es richtig schwierig sagt Dr. Sican, also erstmal Antibiotika erhöhen, weiter kann man nichts machen nur abwarten. Das werden drei harte Tage meint er und ich soll gleich morgen früh also Dienstag zu ihm kommen, dann kriegt sie Sauerstoff. Dazu soll es aber nicht mehr kommen…….

 

Details erspare ich euch, Maya stirbt am Montagabend den 16. April um 22.25 in unseren Armen, ich weiss das deshalb so genau weil ich Minuten vorher noch versucht habe den Tierarzt anzurufen. Innerhalb von zwei Stunden ging es ihr so schlecht und sie hat einfach aufgegeben. Wir sind schockiert, können es nicht fassen, es dauert ein paar Tage bis wir realisieren was passiert ist. Wir haben alles versucht und nie aufgegeben, hatten so viel Glück einen Tierarzt zu finden der die Situation richtig erkennt und sie dann auch noch operieren konnte, da fragt man sich schon was das alles soll wenn’s dann so ausgeht. Am nächsten Morgen bringen wir sie in die Praxis noch bevor der Tierarzt kommt sind wir da und auch er ist erstaunt und schockiert, damit hat wirklich niemand gerechnet. Bei einer Lungenentzündung stirbt ein Hund nicht so schnell, eine Lungenembolie wird vermutet…..

 

Wir überlegen wo wir Maya beerdigen sollen, am Stadtrand gibt es einen Aussichtspunkt wo man hoch spazierten kann, das hatte mir Kathy empfohlen, der nächste Tierfriedhof ist ein Stück entfernt und einfach beim Tierarzt abgeben wollen wir sie nicht. Ein Assistent von Dr. Sican bietet an seinen Schwager zu fragen, der hätte eine Finca am anderen Ende der Stadt und die würden da auch ihre eigenen Hunde begraben. Ohne den Platz anzuschauen nehmen wir das Angebot an. Sie packen Maya für uns ein, wir wollen sie so nicht mehr sehen, in der Nacht hatten wir sie in ein Tuch gewickelt und in den Pet Carrier gelegt den mir Kathy geliehen hatte um Maya nach der OP abzuholen. Um 16:00 sollen wir wieder in die Praxis kommen und der Assistent würde uns zur Finca seines Schwagers begleiten, dort können wir sie dann beerdigen. In der Zwischenzeit kaufen wir Blumen und eine Kerze, auch Gladys die Putzfrau aus unserem Airbnb und Rachel unsere Zimmernachbarin kaufen ihr Blumen, die beiden waren ganz vernarrt in Maya. Als wir bei Francisco ankommen hat der sogar schon ein Grab geschaufelt wir sind froh, dass wir das nicht selbst machen müssen, das zuschaufeln kostet uns schon so viel Kraft. Es ist zwar nicht der allerschönste Platz, die Finca ist neben einer Strasse und einer Autowerkstatt aber Franciscos Familie ist so herzlich, sie haben sieben Strassenhunde und vier Katzen, da ist sie erstens nicht alleine und ausserdem bei Leuten die Tiere genauso lieben wie wir und wir dürfen sie jederzeit besuchen.